'Heute, in diesem Moment, bin ich geboren ...'
Das war das Motto von jemandem der wegen des Zweiten Weltkriegs
beide Beine verloren hatte.
Und trotzdem den Kopf nicht hängen ließ.
Ein guter Anreiz um mitzunehmen in 2020.
Ein guter Anreiz um in diesen Zazen aufzunehmen, hierjetzt.
In diesem Moment bin ich in Zazen geboren.
Müssen wir dafür etwas tun?
Sitze stille und atme. Weiter gar nichts.
Das ist aber oft nicht so einfach, wie es sich anhört.
Wir fügen fast immer etwas hinzu.
Der eine Gedanke dem anderen folgend, die eine Emotion der anderen folgend.
Was ist dann geboren?
Kurz vor seinem Tod, in einem Gespräch mit Ananda, seinem persönlichen Assistenten,
gab den Buddha uns einen letzten Hinweis:
„Das Selbst ist das Licht, verweile hier,
Das Selbst ist unser Zuhause, es gibt kein anderes Zuhause
Die Realität, die jetzt geschieht, ist das Licht, verweile hier,
Die Realität, die jetzt geschieht, ist unser Zuhause, es gibt kein anderes Zuhause.“
Gnoti seauton, erkenne dich selbst; das ist die Inschrift des griechischen Orakels von Delphi.
Dein Selbst, das Selbst ist nach Buddha dasselbe wie das Dharma,
das heißt die Realität, die jetzt geschieht.
Da handelt es sich nicht um eine definierbare Identität,
aber um etwas, das ständig in Bewegung ist, instabil, vergänglich,
immer in Bezug auf und wechselseitig abhängig von
unendlich viele andere Manifestationen der Realität.
Dinge, die gesehen, gehört, gerochen, geschmeckt werden,
die greifbar gefühlt, gedacht und emotional gefühlt werden.
Dinge, die sinnlich wahrgenommen werden,
als angenehm, unangenehm oder weder als angenehm noch unangenehm empfunden werden.
Dinge, die als Namen und Konzepte genannt werden,
die sich als Willensimpulse und Reaktionsmuster zeigen,
Dinge, die sich in unserem Bewusstsein unterscheiden.
In Zazen schaffen wir Platz für all das, während wir aufrecht sitzen und atmen.
Ohne ein vorbestimmtes Ziel,
empfinden wir nur die Realität die jetzt geschieht, klar und wach.
Ohne weitere Intervention.
Ohne etwas hinzuzufügen.
Nur sitzen.
Die Wirkung dieser ziellosen Praxis ist dennoch befreiend.
Klarheit und Wachheit sind notwendig damit wir beiseitelassen können was immer nicht hilft,
und damit wir in der Lage sein, was auch immer hilft tun zu können.
Es handelt sich hier um eine solche Art der Befreiung.
Dies wird von allen Buddhas übertragen
und dies kann auch in unserem Zazen und unserem täglichen Leben in diesem neuen Jahr verwirklicht werden.
'Heute, in diesem Moment, bin ich geboren ...'
Danke!
Rede Zen in Ooij, 7. Januar 2020, Joseph Wijsmuller
Fotos Jürgen Budde
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